
Patchworkfamilien
Für immer mehr Eltern und Kinder ist das Leben in einer Patchworkfamilie eine Realität, in der sie neue Wege gehen und tagtäglich über sich hinauswachsen. Besonders Patchworkfamilien – auch Stieffamilien oder zweite Familien genannt – stehen vor der Herausforderung, ihre Beziehungen in einem offenen Raum neu zu gestalten. Patchworkfamilien erleben oft intensive Phasen der Reibung und Auseinandersetzung und immer wieder ein Gehen und Bleiben: von Elternteilen, neuen Lebenspartner*innen und Geschwistern, von hin- und herpendelnden Kindern. Sie entstehen auf den Schultern eines vorher gescheiterten Familienmodells, dessen Folgen oft in die Lebenswirklichkeit der neuen Familie hineinwirken, die es jetzt noch einmal richtig machen und dabei möglichst allen Schmerz vermeiden will. Was sich in der Realität als unmöglich herausstellt. Zugleich fehlt es an positiven kulturellen Vorbildern und Narrativen. Alte Erzählungen wie die der „bösen Stiefmutter“ aus Märchen führen bei vielen Eltern zu Gefühlen von Schuld und Scham. Sie können sich nicht damit identifizieren, möchten alles richtig machen – und stoßen damit oft an die eigenen Grenzen. Deshalb fühlen sich auch die optimistischen Bezeichnungen von 'Bonuseltern' und 'Bonuskindern' nicht immer richtig an. Sie passen nicht zu den Ambivalenzen und Spannungen, die in Stiefbeziehungen real spürbar werden können.
In einer Patchworkfamilie zu leben, in der die Wünsche und Bedürfnisse aller Beteiligten gehört und platziert werden können, ist ein Balance- und tagtäglicher Kraftakt. Das weiß ich aus eigener Erfahrung:​ Ich lebe selber in einer Patchworkfamilie. Die besonderen Herausforderungen, aber auch der Mut und der manchmal viel zu große Idealismus in dieser besonderen, aber gar nicht ungewöhnlichen Familienform sind mir vertraut. Deshalb es mir ein besonderes Anliegen, Sie als Therapeutin dabei zu unterstützen, ein eigenes Modell zu gestalten, in dem alle ihren Platz finden, auch die widersprüchlichen und unliebsamen Gefühle.
In die Patchworkberatung sind Eltern und Paare, aber auch Einzelne eingeladen.
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